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Baselbieter Wiesentouren

Eselacker

Bewirtschafter: Christoph & Maja Stohler, Hof Gehren 102, 4425 Titterten; Petra Lüscher, Natur- und Vogelschutzverein Arboldswil

2. Platz Wiesenmeisterschaft (Magerwiesen Talgebiet)

Sehr artenreiche Waldwiese. Einige Pflanzen wie der Gelbe Enzian oder der Türkenbund wurden angepflanzt. Ein vom Natur- und Vogelschutzverein Arboldswil angelegter Pfad mit Pflanzenschildern führt durch die Wiese. Schnitttermin 1. August.

Wie ist das Mosaik aus Wald und Offenland entstanden?

Nach dem Ende der letzten Eiszeit um 9’600 v. Chr. haben die Menschen den Wildtierbestand in Europa durch Jagen tief gehalten. Die Wälder wuchsen in der Folge dicht zu, und es gab kaum noch Gräser. Erst ab 5’000 v. Chr. begann man einzelne Flächen zu roden, wobei jeweils die steilsten und unzugänglichsten Stellen dem Wald überlassen wurden. Etwa im 14. Jahrhundert n. Chr. war das Baselbiet eine sehr vielfältige Kulturlandschaft geworden, ein buntes Mosaik aus Wald, Waldweiden, Hainen und Offenland. Man nimmt an, dass damals die grösste Artenvielfalt seit der letzten Eiszeit bestand. Seit rund 100 Jahren bis in die heutige Zeit wachsen viele landwirtschaftlich genutzte Flächen wieder zu und werden wieder zu Wald.

Die Geschichte des Eselackers

Wenn man alte Landeskarten der Region betrachtet, fällt der Eselacker ab 1917 als Waldwiese auf, damals noch weit grösser als heute und mit dem Offenland verbunden. Dass das Landstück je geackert wurde, kann bezweifelt werden, ist doch der Boden zu karg und der Hang zu steil. Die Bezeichnung Eselacker ist wohl eher ein Neckname, der sagen will, dass ein Acker höchstens etwas für den Esel abgeben würde.

Weil das Heuen der abgelegenen und abschüssigen Waldwiese sehr beschwerlich war, wurde in den 1960er-Jahren die Bewirtschaftung des nördlichen und östlichen Teils aufgegeben und der Hang mit Fichten bepflanzt. Nur das Kernstück der Wiese, wie sie heute noch vorhanden ist, blieb bestehen. Dies dank der Lehrer Heinz Buser und Peter Suter, die den botanischen Wert der Waldwiese erkannten und das Landstück im Namen der Primarschule Arboldswil und der Realschule Reigoldswil pachteten. Die Pflege der Wiese wurde etliche Jahre mit den Schulkindern durchgeführt, Damit sollte ein Pflanzenreservat eingerichtet und den Schülerinnen und Schülern das Verständnis für die spezielle Pflanzenwelt nähergebracht werden. Seit jener Zeit wird jedes Frühjahr mit dem Rasenmäher ein schmaler Weg gemäht und ausgewählte Pflanzen werden mit Schildern angeschrieben.

Die Pflege wird nun durch einen Landwirt ausgeführt, unterstützt vom Natur- und Vogelschutzverein Arboldswil. Im 2018 wurde als zusätzliche pflegerische Massnahme der Waldrand rings um die Matte aufgelichtet.

Dank seiner Lage weitab vom Dorf wurde der Eselacker immer nur extensiv bewirtschaftet und nicht gedüngt. Damit behielt die Wiese über ein Jahrhundert ihren ursprünglichen Charakter. Zudem ist der Untergrund tonig-mergelig (Effinger Mergel, wie im Naturschutzgebiet Chilpen in Diegten), was für viele Orchideen-Arten günstige Bedingungen bietet. Daraus ergibt sich eine Pflanzengesellschaft erster Güte, der schon seit langem und auch weiterhin Sorge getragen wird.

Quellen:

  • Heimatkunde Arboldswil 2015
  • Zeitreise Swisstopo 1864–2018
  • Remy Suter, Ziefen, mündlich

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